Alle Jahre wieder:
Nach Weihnachten haben wir als Familienrechtler Hochkonjunktur.
Die Rate der Scheidungswilligen steigt rapide an. Im Jahr 2010 wurden bspw. beim Anwaltssuchdienst des Deutschen Anwaltvereins (DAV), anwaltsauskunft.de ,im Januar 1.492 Abfragen nach dem Rechtsgebiet Familienrecht und im Familienrecht tätigen Anwälten registriert. In den anderen Monaten erfolgten nur durchschnittlich 1.100 Abfragen.
D. h., daß die Steigerungsrate im Januar bei 35% lag.
Warum ist das so?
Irgend etwas muß da ja an Weihnachten gewaltig schief laufen.
In den meisten Familien verliert die christliche Grundbedeutung des Weihnachtsfestes immer mehr Bedeutung. Statt dessen wird Weihnachten immer mehr kommerzialisiert und zu einem gesellschaftlichen Höhepunkt stilisiert. Da muß natürlich alles perfekt sein. Alle sollen sich an diesem Fest der Liebe verstehen, fröhlich sein und Spaß miteinander haben.
Selbstverständlich muß der Weihnachtsbaum formvollendet und das Weihnachtsessen eines Sternekochs würdig sein. Es muß die ungeliebte Schwiegermutter zu einem Lob nötigen.
Last but not least müssen nach wildem Konsumrausch in den Wochen vor Weihnachten unvergeßliche Wunschgeschenke für jeden unter dem Tannenbaum liegen, die die Beschenkten in einen wahren Freudentaumel versetzen.
Es liegt auf der Hand, daß dieses weihnachtliche Perfektionsstreben mit enormem Streß und großem Enttäuschungspotential einhergeht. Das, verbunden mit den auf dem Weihnachtsfest liegenden hohen Erwartungen, bietet gewaltigen Zündstoff für Frust und Enttäuschung.
Wenn dann vorher schon keine perfekte Harmonie in der Familie und insbesondere in der Paarbeziehung herrschte, dann wird sie an den Weihnachtstagen mit Sicherheit keinen Einzug halten. Da Weihnachten zudem die Zeit des Jahres ist, in der man viel Zeit miteinander und mit der restlichen Familie verbringt, bringt gerade diese Zeit oft Probleme ans Licht, für die im Alltag keine Zeit war, bzw. die man im Alltag übersehen oder schlichtweg übergangen hat.
Was bis dahin unter der Oberfläche geschlummert hat, bahnt sich nunmehr den Weg an die Oberfläche.
Ist der Traum von einem harmonischen Familienzusammenhalt und weihnachtlicher Gemütlichkeit erst einmal geplatzt, gibt es keine Veranlassung mehr, den lange aufgestauten Frust und Ärger nicht herauszulassen.
Und schon ist ein massiver (Ehe-)krach entfacht, der dann so Manchen dazu veranlasst, uns Fachanwälte im Familienrecht zu konsultieren.
Auch mir ist dieser Weihnachtsstreß sehr bekannt. Jedes Jahr schwöre ich mir auf’s Neue, daß ich es dieses Jahr anders machen werde, doch ……………………………………………….. ( Sie können es sich wohl denken 😉 ).
Ihnen wünsche ich von Herzen ein frohes, streßfreies Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.