Blog

„Trennungsopfer“ Hund

Die Zuweisung eines Hundes erfolgt nach den Vorschriften zur Hausratsaufteilung zum Zwecke des Getrenntlebens

Trennungsopfer Hund
Zeichnung: murika – Fotolia
Oftmals gibt es zwischen Eheleuten anlässlich der Trennung Streit darüber, wer den im vormals gemeinsamen Haushalt lebenden Hund übernimmt.

Das OLG Stuttgart hatte über einen derartigen Fall zu entscheiden, wo sich die Ehegatten über den Verbleib des Hundes nicht einigen konnten.

Hier hatte der Ehemann im Zuge des Auszuges der Ehefrau den Hund eigenmächtig an einen der Ehefrau unbekannten Ort verbracht, um zu verhindern, dass die Ehefrau den Hund mitnimmt.

Diese hat dann gerichtlich die Herausgabe des Hundes beantragt.

Der Hund war während der Ehe von beiden Eheleuten gemeinsam erworben worden, wobei die Ehefrau den Großteil des Kaufpreises gezahlt hatte. Sie studierte, während der Ehemann arbeitslos war und mehr Zeit mit dem Hund verbringen konnte.

Das erstinstanzlich mit dem Antrag der Ehefrau auf Zuweisung und Herausgabe des Hundes beschäftigte Amtsgericht gab diesem Antrag statt.

Der Ehemann ging hiergegen in die Beschwerde.

Das OLG Stuttgart entschied, dass die Zuweisung eines Hundes nach der Trennung den Vorschriften zur Aufteilung des Hausrates folgt. Die Zuweisungskriterien sind gemäß § 90 a Satz 3 in Verbindung mit § 1361 a BGB vorzunehmen.

In § 90 a Satz 3 BGB ist normiert, dass auf Tiere dann, wenn nichts anderes gesetzlich bestimmt ist, die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden sind.

§ 1361 a BGB regelt die Verteilung von Haushaltsgegenständen bei Getrenntleben.

Dabei wird davon ausgegangen, dass die Hausratsgegenstände im gemeinsamen Eigentum der Eheleute stehen, wenn keiner der Ehegatten nachweisen kann, dass Alleineigentum vorliegt.

Da in dem vom OLG Stuttgart zu entscheidenden Fall beide Eheleute den Hund gemeinschaftlich erworben hatten, war dessen Zuweisung unter Zugrundelegung des § 1361 a BGB nach Billigkeitskriterien vorzunehmen.

Als maßgebliches Billigkeitskriterium sah das OLG Stuttgart die Bindungstoleranz der beiden Ehepartner an. Dies ist insoweit interessant, als die Bindungstoleranz auch ein maßgebliches Kriterium im Rahmen der um Kinder geführten Sorgerechtsstreite ist.

Als Bindungstoleranz wird die Fähigkeit und Bereitschaft des jeweiligen Elternteils bezeichnet, die Bindungen eines Kindes zu dem jeweils anderen Elternteil zu respektieren und zu fördern, oder die Aufrechterhaltung dieser Bindungen zu mindestens zu tolerieren.

Unter Zugrundelegung dieses Kriteriums wies das OLG Stuttgart den Hund der Ehefrau zu. Es begründete dies damit, dass der Ehemann seine fehlende Bindungstoleranz zum einen bereits dadurch bewiesen hatte, dass er den Hund anlässlich der Trennung „versteckte“ um zu verhindern, dass seine Frau diesen mitnehmen konnte und zum anderen, weil er seiner Frau eine im Verlaufe des Zuweisungsverfahrens eingetretene ungewollte Trächtigkeit des Hundes verschwieg. Ein weiteres Kriterium war, dass es dem Ehemann auch nicht gelungen war, eine solche Trächtigkeit zu verhindern. Auch hatte der Ehemann konsequent jeden Kontakt seiner Frau zu dem Hund unterbunden.

Dem gegenüber respektierte die Ehefrau nach den Feststellungen des OLG Stuttgart, dass – auch bei der Zuweisung des Hundes fortbestehende – Miteigentum des Ehemannes an dem Hund und war bereit, diesem den „Umgang“ mit dem Hund zu ermöglichen. (OLG Stuttgart, Beschluss vom 11-04.2014, Az.: 18 UF 62/14)

Blogbeiträge

Wichtige Artikel und neue Urteile

Die Frage nach ehebedingten Nachteilen ist einer der zentralen Aspekte bei der Berechnung des Ehegattenunterhalts. Was genau sind ehebedingte Nachteile, wie werden sie festgestellt, und welche Bedeutung haben sie in der Praxis? Ich möchte Ihnen einen Einblick in dieses spannende und oft kontroverse Thema geben. Ehebedingte Nachteile – Was ist das? Ehebedingte Nachteile entstehen, wenn […]

Die Frage, wie Kindesunterhalt bei besonders hohen Einkommen zu bemessen ist, stellt Eltern und Familienrechtler immer wieder vor neue Herausforderungen. Die rechtlichen Vorgaben bieten einen Rahmen, der sich vor allem durch die „Düsseldorfer Tabelle“ orientiert – diese endet jedoch bereits bei einem bereinigten Nettoeinkommen von 11.000 Euro monatlich. Was aber, wenn das Einkommen des unterhaltspflichtigen […]

„Was tun, wenn Sie als Mutter Angst haben – und das Gesetz verlangt, dass Sie mit dem Vater Ihres Kindes Entscheidungen treffen?“ Stellen Sie sich vor, Sie sind aus einer gewalttätigen Beziehung geflohen. Sie haben es geschafft, sich und Ihr Kind in Sicherheit zu bringen. Doch dann werden Sie mit einer neuen Hürde konfrontiert: Trotz […]

Eine Trennung oder Scheidung bringt viele emotionale und rechtliche Herausforderungen mit sich. Eine der häufigsten Fragen, die in dieser Phase auftaucht, betrifft den Trennungsunterhalt. Wer hat Anspruch darauf? Wie wird er berechnet? Und welche Schritte müssen unternommen werden, um den Unterhalt zu sichern? In diesem Artikel gebe ich Ihnen als Fachanwältin für Familienrecht fünf fundierte […]

Als Anwalt für Familienrecht werde ich oft mit einer der drängendsten Fragen konfrontiert: „Wie oft darf ich mein Kind sehen?“ Diese Frage ist für viele Eltern, die sich in einer Trennung oder Scheidung befinden, von großer Bedeutung. Lassen Sie uns dieses wichtige Thema gemeinsam angehen und einen klaren Blick darauf werfen, was die rechtlichen Rahmenbedingungen […]

Sie glauben, Eheverträge sind nur was für paranoide Pessimisten? Zeit, das zu überdenken! Eheverträge haben immer noch ein verstaubtes Image, und oft denken Frauen, das sei nur etwas für die Superreichen oder diejenigen, die ihren Partnern misstrauen. Doch lassen Sie uns mal ehrlich sein: Ein klug ausgehandelter Ehevertrag kann der beste Schutz für Ihre finanzielle […]