Wie Sie sich dagegen zur Wehr setzen können
Gewalt auch gegen Frauen wird in der Gesellschaft immer noch oft als legitime Verhaltensweise zur Austragung von Konflikten angesehen. Der Frau wird oft eine Mitschuld oder sogar die Alleinschuld für das gewalttätige Verhalten des Mannes zugewiesen.
Die meisten gewalttätigen Männer sind sozial unauffällig und gesellschaftlich gut integriert.
Das Erleben von Gewalt insbesondere durch die Hand des geliebten Partners untergräbt das Selbstbewusstsein der Frau und verursacht bei dieser oft erhebliche psychische Beeinträchtigungen, die sich auf das gesamte weitere Leben auswirken können.
Erklärungsbedürftig sind insbesondere die folgenden zwei Fragen:
1. Warum schlägt, demütigt, bedroht und vergewaltigt ein Mann seine Partnerin?
2. Warum ertragen Frauen dies, halten es wiederholt aus und bleiben trotz der Misshandlungen mit dem Täter zusammen?
Männer unterdrücken und quälen ihre Frauen um Macht und Kontrolle über diese zu erlangen.
Das gesellschaftlich immer noch weitenteils akzeptierte Männerbild schließt die Bereitschaft und Fähigkeit zur Gewaltanwendung ein.
Männlich ist, was nicht weiblich ist.
Männliche Moral bedeutet Unabhängigkeit und Durchsetzungsvermögen. Der Mann hat die Rolle des Beschützers. Als solcher vertritt er oftmals die Auffassung, weibliche Bestrebungen nach Selbständigkeit und Autonomie beschränken zu dürfen. Wenn die Frau sich hiergegen zur Wehr setzt, sieht er sich als dazu berechtigt an, sie zu reglementieren und auch zuzuschlagen.
Gewalttätige Männer haben ein niedriges Selbstwertgefühl.
So erklärt es sich auch, dass insbesondere erfolgreiche Frauen oft Opfer häuslicher Gewalt werden. Sie lösen bei dem vielleicht nicht so erfolgreichen Partner Minderwertigkeitsgefühle aus, welche er dann mit der Ausübung physischer Gewalt kompensiert.
Durch Studien wurde auch nachgewiesen, dass insbesondere junge Männer, die in einer Gewaltbeziehung der Eltern aufgewachsen sind, oft Gewalt selbst als ein erfolgsversprechendes Mittel zur Lösung von Konflikten ansehen.
Nach einer Statistik des BKA (Bundeskriminalamt) für das Jahr 2011 sind rund 49% aller getöteten Frauen ein Opfer ihres Partners.
Der eheliche Gewalttäter wird sich zumeist selbst als Opfer ansehen und zwar bspw. als Opfer des Alkohols, beruflichen Stresses, einer schlimmen Kindheit, oder sogar als Opfer seiner Frau.
Warum aber ertragen Frauen dies und verlassen ihren Partner nicht bereits nach dem ersten Schlag oder der ersten Demütigung?
Oftmals ist auch hier ein tradiertes Rollenverständnis der Frau mit verantwortlich. Frauen wird auch heute noch oftmals von der Gesellschaft und auch ihren eigenen Eltern „beigebracht“, in Konflikten stillzuhalten, vieles zu erdulden, zu schlichten, sich zurückzunehmen und sich verantwortlich für das Wohlergehen der Familienmitglieder zu fühlen.
Die Gewalt läuft immer nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten ab. Nach der sogenannten „Zyklustherorie“ der amerikanischen Sozialwissenschaftlerin und Therapeutin Leonore Wakler ergibt sich der folgen Zyklus:
Zuschlagen >Reue >Verliebtheit >Schuldfrage >Spannung >Zuschlagen
Dabei verstärken sich die Gewalttaten immer mehr und die Abstände zwischen den einzelnen gewalttätigen Handlungen werden immer kürzer.
Bei der Frau stellt sich ein zunehmender Verlust von Selbstwertgefühl und Handlungsfähigkeit ein.
Studien beweisen, dass rund 50% aller von Gewalt betroffenen Frauen bereits in ihrer eigenen Kindheit Gewalterfahrungen gemacht haben, entweder indem sie selbst Opfer von Gewalt wurden, oder aber die Misshandlung ihrer Mutter als Zeugin miterlebt haben.
Durch die von Gewalt geprägte Beziehung wird die Frau isoliert und fühlt sich immer hilfloser und alleingelassen sowie unfähig, die Beziehung zu beenden. Hinzu kommen oft wirtschaftliche Ängste und, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind, der Wunsch, den Kindern den Vater nicht wegzunehmen.
Von Frauen wird als Auslöser für Misshandlungen bspw. genannt:
- „mein Mann ist eifersüchtig“
- „Meinungsverschiedenheiten“
- „weil meinem Mann das Essen nicht geschmeckt hat“
- „weil er der Auffassung war, ich hätte die Wohnung nicht ordentlich sauber gemacht und aufgeräumt“
- „weil er meint, dass ich die Kinder schlecht erzogen habe“
Diese Beispiele zeigen, dass viele Frauen – fälschlicherweise – die Schuld bei sich suchen.
Oft werden die Frauen von dem Täter, ihrem Mann, auch dadurch unter Druck gesetzt, dass dieser damit droht, sich selbst, die Frau oder die Kinder bei einer Trennung zu töten. Dies, ein drohender sozialer Abstieg und das Gefühl, selbst schuld daran zu sein, dass der Mann gewalttätig wird, bringt viele Frauen dazu, in einer Gewaltbeziehung auszuharren.
Welche Möglichkeiten haben Sie als Opfer häuslicher Gewalt? Lesen Sie weiter auf Seite 2!