Blog

Das OLG Hamm stellt klar: Unterhaltsschuldner ist der rechtliche Vater

Bild: freshidea – FotoliaGemäß § 1592 Nr. 1 BGB gilt als Vater, wer zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist.

Nicht maßgeblich ist dementsprechend, ob der Ehemann auch der leibliche Vater des Kindes ist.

Das OLG Hamm stellt klar, dass diese gesetzliche Vermutung nur durch eine wirksame Anfechtung der Vaterschaft aufgehoben werden kann.

Gemäß § 1600 b Abs. 1 BGB kann die Vaterschaft binnen zwei Jahren nach dem der Anfechtungsberechtigte von Umständen Kenntnis erhalten hat, die gegen seine Vaterschaft sprechen, angefochten werden.

In dem vom OLG Hamm zu entscheidenden Fall hatte der rechtliche Vater diese Anfechtungsfrist versäumt, so dass seine Vaterschaftsanfechtungsklage ohne Erfolg blieb.

Obwohl er inzwischen geschieden war und seine Ex-Frau den biologischen Vater des Kindes geheiratet hatte und das Kind nur den biologischen Vater als Vater akzeptierte, musste der rechtliche Vater weiterhin Unterhalt für „sein Kind“ zahlen. (OLG Hamm Az.: 2 WF 190/13).

Anfechtung der Vaterschaft

Neben dem rechtlichen Vater sind nach § 1600 BGB die Kindesmutter, das volljährige Kind und der leibliche Vater anfechtungsberechtigt.

Für alle gilt jedoch die 2-jährige Anfechtungsfrist.

Bei dem biologischen Vater beginnt die Anfechtungsfrist mit der Kenntnis von der Geburt des Kindes. Weitere Voraussetzungen für die Anfechtungsberechtigung des biologischen Vaters sind die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung dahingehend, dass er der Kindesmutter zum Empfängniszeitpunkt beigewohnt hat, das Fehlen einer Sozial-Familien-Beziehung zwischen dem Kind und dem gesetzlichen Vater und die Feststellung, dass der Anfechtende tatsächlich der leibliche Kindesvater ist.

Die Anfechtungsfrist für das volljährige Kind beginnt frühestens mit Eintritt der Volljährigkeit, maßgeblich für den Fristbeginn ist die Kenntniserlangung von den gegen die Vaterschaft sprechenden Umstände.

Weiterhin kann die Kindesmutter die Vaterschaft im eigenen Namen anfechten. Auch hier beginnt die Anfechtungsfrist in fast allen Fällen mit der Geburt des Kindes zu laufen.

Auch das minderjährige Kind kann gesetzlich vertreten die Vaterschaft des rechtlichen Vaters anfechten. Bei der Alleinsorge ist gesetzlicher Vertreter nur der alleinsorgeberechtigte Elternteil, so dass es für den Beginn der 2-jährigen Anfechtungsfrist auf dessen Kenntniserlangung von Umständen, die gegen eine Vaterschaft des rechtlichen Vaters sprechen, ankommt. Bei bestehendem gemeinsamem Sorgerecht ist auf die Kenntniserlangung beider Elternteile abzustellen. Lediglich bei erheblichen Interessengegensätzen im Sinne von der §§ 1629 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz, 1796 BGB kommt es auf die Kenntniserlangung des alleinvertretenden Elternteils an.

Letztlich anfechtungsberechtigt ist auch in den Fällen, in denen die Vaterschaft nach § 1592 Nr. 2 BGB anerkannt wurde, die zuständige Behörde. Diese muss binnen eines Jahres nach Kenntniserlangung von Anfechtungstatsachen die Vaterschaft anfechten. Dies betrifft insbesondere die Fälle, in denen deutsche Männer für Geld ausländische Kinder anerkennen, um diesen die deutsche Staatsbürgerschaft und Sozialhilfeleistungen zu verschaffen.

Blogbeiträge

Wichtige Artikel und neue Urteile

Die Frage nach ehebedingten Nachteilen ist einer der zentralen Aspekte bei der Berechnung des Ehegattenunterhalts. Was genau sind ehebedingte Nachteile, wie werden sie festgestellt, und welche Bedeutung haben sie in der Praxis? Ich möchte Ihnen einen Einblick in dieses spannende und oft kontroverse Thema geben. Ehebedingte Nachteile – Was ist das? Ehebedingte Nachteile entstehen, wenn […]

Die Frage, wie Kindesunterhalt bei besonders hohen Einkommen zu bemessen ist, stellt Eltern und Familienrechtler immer wieder vor neue Herausforderungen. Die rechtlichen Vorgaben bieten einen Rahmen, der sich vor allem durch die „Düsseldorfer Tabelle“ orientiert – diese endet jedoch bereits bei einem bereinigten Nettoeinkommen von 11.000 Euro monatlich. Was aber, wenn das Einkommen des unterhaltspflichtigen […]

„Was tun, wenn Sie als Mutter Angst haben – und das Gesetz verlangt, dass Sie mit dem Vater Ihres Kindes Entscheidungen treffen?“ Stellen Sie sich vor, Sie sind aus einer gewalttätigen Beziehung geflohen. Sie haben es geschafft, sich und Ihr Kind in Sicherheit zu bringen. Doch dann werden Sie mit einer neuen Hürde konfrontiert: Trotz […]

Eine Trennung oder Scheidung bringt viele emotionale und rechtliche Herausforderungen mit sich. Eine der häufigsten Fragen, die in dieser Phase auftaucht, betrifft den Trennungsunterhalt. Wer hat Anspruch darauf? Wie wird er berechnet? Und welche Schritte müssen unternommen werden, um den Unterhalt zu sichern? In diesem Artikel gebe ich Ihnen als Fachanwältin für Familienrecht fünf fundierte […]

Als Anwalt für Familienrecht werde ich oft mit einer der drängendsten Fragen konfrontiert: „Wie oft darf ich mein Kind sehen?“ Diese Frage ist für viele Eltern, die sich in einer Trennung oder Scheidung befinden, von großer Bedeutung. Lassen Sie uns dieses wichtige Thema gemeinsam angehen und einen klaren Blick darauf werfen, was die rechtlichen Rahmenbedingungen […]

Sie glauben, Eheverträge sind nur was für paranoide Pessimisten? Zeit, das zu überdenken! Eheverträge haben immer noch ein verstaubtes Image, und oft denken Frauen, das sei nur etwas für die Superreichen oder diejenigen, die ihren Partnern misstrauen. Doch lassen Sie uns mal ehrlich sein: Ein klug ausgehandelter Ehevertrag kann der beste Schutz für Ihre finanzielle […]