Blog

Betreuungsunterhalt für nicht verheiratete Mütter

Betreuungsunterhalt
Foto: drubig-photo – Fotolia
Das OLG Karlsruhe hatte jüngst über einen Fall zu entscheiden, in dem eine nicht verheiratete Mutter über das 3. Lebensjahr des Kindes hinaus Betreuungsunterhalt begehrte.

Das Kind war im Oktober 2010 geboren worden und zu 100% schwerbehindert. Die Eltern waren nicht miteinander verheiratet und lebten auch nicht in nicht ehelicher Lebensgemeinschaft.

Die Kindesmutter unterbrach wegen der Schwangerschaft und Geburt des Kindes ihr Lehramtsstudium. Dies nahm sie dann, als die Betreuung des Kindes gesichert war, wieder auf. Das Kind wurde seit September 2012 in einer speziellen Kindertagesstätte für behinderte Kinder von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr betreut. Die Tagesstätte selbst ist von 6.30 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.

Ab 15.00 Uhr übernimmt die Kindesmutter nach ihrem Vortrag die Betreuung.

Der Kindesvater hat sein Studium ohne Unterbrechung zügig beendet und ist seit Dezember 2011 erwerbstätig.

Nach dem er zuerst bis einschließlich Oktober 2012 Betreuungsunterhalt an die Kindesmutter zahlte, stellte er dann ab November 2012 die Zahlung ein.

Die Kindesmutter klagte daraufhin für den Zeitraum ab November 2012 Betreuungsunterhalt nach § 1615 l BGB ein.

Das zuständige Amtsgericht gab dem Antrag der Kindesmutter vollumfänglich statt. Es verurteilte den Kindesvater zur Zahlung eines rückständigen Unterhaltes von November 2012 bis Januar 2013 und zu einem laufenden Unterhalt ab Februar 2013 in Höhe des Mindestbedarfs von 800,00 €.

Das OLG Karlsruhe war dann mit der von dem Kindesvater hiergegen eingelegten Beschwerde befasst.

Der Kindevater trug vor, dass die Kindesmutter und Antragstellerin nicht wegen der Betreuung des Kindes nicht erwerbstätig sei, sondern ausschließlich um ihr Studium fortzusetzen. Ausbildungsunterhalt schulde er jedoch nicht.

Das OLG Karlsruhe sprach der Kindesmutter Betreuungsunterhalt bis einschließlich Oktober 2013, das heißt bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres des Kindes, zu und wies den darüber hinausgehenden Antrag zur Zahlung von Betreuungsunterhalt ab November 2013 ab.

Dies begründete das OLG Karlsruhe damit, dass bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres des Kindes die Betreuung desselben nicht der alleinige Grund für eine Nichterwerbstätigkeit sein muss. Bis zum 3. Lebensjahr treffe die Kindesmutter uneingeschränkt keine Erwerbsobliegenheit. Dem stehe auch nicht entgegen, dass das Kind teilweise in einer Kindertagesstätte fremdbetreut worden sei.

Nach der Vollendung des 3. Lebensjahres besteht jedoch nach Auffassung des OLG Karlsruhe kein Unterhaltsanspruch der Antragstellerin gemäß § 1615 l BGB mehr. Dieser ist allenfalls aus § 1615 l Abs. 2 Satz 4 und 5 BGB abzuleiten. Danach ist dann über das 3. Lebensjahr des Kindes hinaus Betreuungsunterhalt zu leisten, wenn dies der Billigkeit entspricht. Grundlegend für die Billigkeitserwägung sind die besonderen Belange des Kindes und die Möglichkeiten der Kinderbetreuung.

Die Darlegungs- und Beweislast für diese Billigkeitserwägungen trägt der Unterhaltsgläubiger, mithin die Kindesmutter.

In dem vom OLG Karlsruhe zu entscheidenden Fall war eine adäquate Betreuungsmöglichkeit in Form der Kindertagesstätte für behinderte Kinder vorhanden, so dass das OLG Karlsruhe die Aufnahme einer Teilerwerbstätigkeit durch die Kindesmutter für zumutbar erachtete, wodurch diese ihren Bedarf in Höhe von 800,00 € monatlich abdecken konnte.

Im Übrigen stellte das OLG Karlsruhe fest, dass die Antragstellerin auch einen Anspruch auf Ausbildungsunterhalt gegenüber ihren Eltern hat. (OLG KA, Beschluss vom 28.04.2014, Az.: 2 UF 238/13).

Die Entscheidung des OLG Karlsruhe belegt abermals die sehr restriktive Handhabung des Unterhaltsanspruches von Müttern nichtehelicher Kinder über das 3. Lebensjahr des Kindes hinaus.

Die Rechtsprechung ist hier jedoch nicht einheitlich, das OLG Nürnberg hat im Jahr 2010 einer nicht verheirateten Lehramtsstudentin Betreuungsunterhalt nach § 1615 l BGB über die Vollendung des 3. Lebensjahres des Kindes hinaus zugesprochen (NJW 2010, S. 1084).

Blogbeiträge

Wichtige Artikel und neue Urteile

Eine Trennung oder Scheidung bringt viele emotionale und rechtliche Herausforderungen mit sich. Eine der häufigsten Fragen, die in dieser Phase auftaucht, betrifft den Trennungsunterhalt. Wer hat Anspruch darauf? Wie wird er berechnet? Und welche Schritte müssen unternommen werden, um den Unterhalt zu sichern? In diesem Artikel gebe ich Ihnen als Fachanwältin für Familienrecht fünf fundierte […]

Als Anwalt für Familienrecht werde ich oft mit einer der drängendsten Fragen konfrontiert: „Wie oft darf ich mein Kind sehen?“ Diese Frage ist für viele Eltern, die sich in einer Trennung oder Scheidung befinden, von großer Bedeutung. Lassen Sie uns dieses wichtige Thema gemeinsam angehen und einen klaren Blick darauf werfen, was die rechtlichen Rahmenbedingungen […]

Sie glauben, Eheverträge sind nur was für paranoide Pessimisten? Zeit, das zu überdenken! Eheverträge haben immer noch ein verstaubtes Image, und oft denken Frauen, das sei nur etwas für die Superreichen oder diejenigen, die ihren Partnern misstrauen. Doch lassen Sie uns mal ehrlich sein: Ein klug ausgehandelter Ehevertrag kann der beste Schutz für Ihre finanzielle […]

Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Rande einer Klippe, die Entscheidung zur Trennung ist getroffen, doch der Abgrund scheint unendlich tief und dunkel. Sie haben ein Kind und fragen sich, wie Sie diese gewaltige Herausforderung meistern sollen, ohne dass Ihr Kind darunter leidet. Willkommen in einer Situation, die viele Menschen durchleben und die ich […]

Wenn Sie sich in einer schwierigen Situation befinden und eine Immobilie teilen müssen, kann die Teilungsversteigerung ein Ausweg sein, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Ich möchte Ihnen heute einen Überblick über dieses Verfahren geben und Ihnen einen ersten wertvollen Tipp an die Hand geben, den Sie sofort umsetzen können. Was ist […]

🚨 Stehen Sie vor der Herausforderung, das Sorgerecht für Ihr Kind zu regeln? 🚨 Viele Eltern finden sich in einer emotional belastenden Situation wieder, wenn es um das Sorgerecht geht. Als Anwältin habe ich oft mit Eltern zu tun, die sich fragen: „Wie kann ich das Beste für mein Kind sicherstellen und gleichzeitig meine Rechte […]

Nachehelicher Ehegattenunterhalt ist ein Thema, das viele von uns betrifft oder betreffen könnte. Die damit verbundenen rechtlichen und finanziellen Aspekte sind oft komplex und emotional aufgeladen. In diesem Blogartikel möchte ich Ihnen einen Überblick über die Voraussetzungen und Risiken des nachehelichen Ehegattenunterhalts geben und Ihnen einen wertvollen Tipp mit auf den Weg geben. Voraussetzungen für […]

💔 Ihre Ehe ist gescheitert und Sie wissen nicht, wo Sie anfangen sollen? 💔 Ich verstehe Ihre Situation nur zu gut. Als Fachanwältin für Familienrecht mit über 25 Jahren Erfahrung und selbst alleinerziehende Mutter kenne ich die Ängste und Sorgen, die mit einer Trennung einhergehen. In solchen Zeiten fühlen Sie sich möglicherweise überwältigt und fragen […]